Niedersächsischer Integrationspreis 2022:
Integration von Kindern und Jugendlichen – gemeinsam stark in die Zukunft!
Ministerpräsident Stephan Weil und der Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe, Deniz Kurku, haben gemeinsam mit der Jury den Niedersächsischen Integrationspreis 2022 vergeben. Die Preisträgerinnen und Preisträger wurden in einem feierlichen Festakt im Alten Rathaus in Hannover ausgezeichnet.
Der Integrationspreis wurde im Jahr 2022 bereits zum dreizehnten Mal vergeben. Der Preis stand unter dem Motto „Integration von Kindern und Jugendlichen – gemeinsam stark in die Zukunft!“ und war mit insgesamt 24.000 Euro (vier Mal je 6.000 Euro) dotiert. Das Bündnis „Niedersachsen packt an“ zeichnet zudem eine Preisträgerin bzw. einen Preisträger mit einem Sonderpreis in Höhe von 6.000 Euro aus. Das Bündnis „Niedersachsen packt an“ vergab seinen Sonderpreis bereits zum siebten Mal.
Die Preisverleihung nahm Ministerpräsident Weil zum Anlass, Frau Schröder-Köpf - die krankheitsbedingt leider nicht persönlich an der Veranstaltung teilnehmen konnte - für ihr rund 10-jähriges Engagement als Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe zu danken sowie den neuen Landesbeauftragten Deniz Kurku willkommen zu heißen.
Die Jury
Aus 150 Bewerbungen und Vorschlägen hat die Jury die folgenden Preisträgerinnen und Preisträger ausgewählt. Der Jury gehörten im Jahr 2022 an:
Preisträgerinnen und Preisträger 2022
Begegnungszentrum KAISER 19, DRK Landesverband Oldenburg e.V., Oldenburg
Projekt „Miteinander. Füreinander – Kinder und Jugendliche im Blick: individuelle Förderung und gemeinsame Aktivitäten“
Das Projekt wurde initiiert, um besonders zugewanderten und geflüchteten Kindern und Jugendlichen sowie deren Familien vielfältige und insbesondere auch nachhaltige Maßnahmen anzubieten, diese zu begleiten und zu fördern. Unterschiedliche Maßnahmen, u.a. eine umfangreiche Schülernachhilfe, Sprachförderung durch Ehrenamtliche, Hilfe und Unterstützung bei der Ausbildungsplatzsuche und dem Zugang zum Arbeitsmarkt gehören ebenso dazu wie auch die Betreibung eines Jugendtreffs mit zahlreichen Freizeitaktivitäten und Sport. Das Sommerprogramm „frische Luft statt Sofamuff“ war ein Highlight in den Sommerferien im letzten Jahr.
Ehrenamtliche, darunter auch Schülerinnen und Schüler, die in der Vergangenheit selbst Angebote, wie z.B. Nachhilfe, wahrgenommen haben, engagieren sich für insgesamt 56 verschiedene Aktivitäten pro Woche. Ziel ist es, die Bildungsungleichheit von Kindern und Jugendlichen abzumildern und die Chancengleichheit zu fördern sowie den negativen Auswirkungen der Pandemie, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, entgegenzuwirken. Das Jahr 2022 hat thematisch die ganzheitliche mentale und körperliche Gesundheit zum Schwerpunkt.
Ev.-luth. Elisabeth Kirchengemeinde Langenhagen, Region Hannover
Projekt „Lernhilfe“
Seit sechs Jahren unterstützen Ehrenamtliche Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund beim mündlichen und schriftlichen Erlernen der deutschen Sprache und fördern sie auf dem jeweiligen individuellen Lernstand. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden in altersgemäßen Kleingruppen von 13 Ehrenamtlichen in Unterrichtsfächern der Sekundarstufe I und II unterrichtet. Neben der Hausaufgabenhilfe, dem Training der Grundkenntnisse in Mathematik und Deutsch werden die Kinder und Jugendlichen zudem auf schriftliche Prüfungen vorbereitet.
Darüber hinaus sollen Regeln des sozialen Miteinanders über Pausen-/Lernspiele und im Umgang untereinander vermittelt werden. Die Kinder und Jugendlichen arbeiten einmal pro Woche jeweils nachmittags mit den Ehrenamtlichen zusammen. Bei Bedarf finden für die Schülerinnen und Schüler weitere Treffen statt. Die Ehrenamtlichen und die zugeordneten Kinder und Jugendlichen lernen über längere Zeit zusammen, damit stabile Beziehungen untereinander entstehen. Als besondere Aktion konnten im letzten Jahr neben der Lernhilfe zwei Schwimmkurse für die Nicht-Schwimmer der Schülerinnen und Schüler mit dem DLRG organisiert werden.
Bonveno Göttingen gGmbH, Göttingen
Projekt „BROTHERS - Gewaltprävention bei (geflüchteten) Jugendlichen supported by HEROES“
Im Mittelpunkt steht das Coaching männlicher Jugendlicher mit Migrationshintergrund sowie die Reflexion der Geschlechter zur Gestaltung unserer Gesellschaft. Die „BROTHERS“ orientieren sich am Konzept der Berliner Initiative „HEROES“ und erweitern deren Ansatz um die Gruppe der geflüchteten Jugendlichen im ländlichen Raum. Die Modifizierung und Übertragung des Projektes sind bisher einmalig in Niedersachsen. Nach dem Vorbild werden die BROTHERS-Gruppen in Göttingen und Hann. Münden mit den BROTHERS-Workshops miteinander verknüpft.
Die Teilnehmer der Gruppen bilden einen Safe Space, in dem sie mit Teamleitern in die Diskussion und die Selbstreflexion einsteigen und ggf. ein Training zum Peer-Educator durchlaufen. In den Workshops, die mit Schulklassen und Jugendgruppen durchgeführt werden, können die Projektteilnehmer dann selbst als Peer-Educator aktiv werden. Themen wie Männlichkeit, Geschlechterrollen, Gleichberechtigung, Ehre, Respekt und die Vermeidung von Gewalt, werden bei dem Austausch zwischen den Jugendlichen diskutiert. Ziele des Projekts sind es, neben einer gewalt- und geschlechtersensiblen Präventionsarbeit, die Identitätsentwicklung junger Männer und deren soziale Kompetenzen zu verbessern.
Kooperation der Aue-Mehde-Grundschule Zeven mit dem St.-Viti-Gymnasium Zeven, Rotenburg (Wümme)
Projekt „1*11- Ich helf“
Bei dem Lernprojekt kommen dreimal pro Woche nachmittags Schülerinnen und Schüler des 11. Jahrgangs des Gymnasiums als Lernhelferinnen und Lernhelfer in die Grundschule. Ziel dabei ist das gemeinsame Lernen. Ein großer Teil der Lernhelferinnengruppe und Lernhelfergruppe besteht aus Jugendlichen, die selbst einen Migrationshintergrund mitbringen und ihre positiven Schul- und Lernerfahrungen an die Kinder „aus erster Hand“ weitergeben. Neben der Lernvermittlung und der daraus resultierenden Vorbildfunktion stellen die Lernhelferinnen und Lernhelfer mit Migrationshintergrund auch eine spezielle Identifikation für die Schülerinnen und Schüler dar.
Aufgrund der erfolgreichen Erfahrungen wurde das Projekt von Jahrgangsstufe 1 auf Jahrgangsstufe 2 erweitert. Die Leitung und Organisation wird von dem Schulsozialarbeiter der Grundschule durchgeführt. Nach einer Einweisung der Elftklässlerinnen und Elftklässler in die Fächer Deutsch und Mathematik durch die Fachlehrkräfte lernen die Lernhelferinnen und Lernhelfer mit ihren zugeordneten Kindern in Kleingruppen. Durch die gemeinsame Arbeit wird ein positives Lernklima geschaffen und Integration tatsächlich gelebt. Alle beteiligten Schülerinnen und Schüler sowie auch die Lernhelferinnen und Lernhelfer des Gymnasiums erleben dabei ein Wachsen ihres Selbstbewusstseins und Selbstwertgefühles.
Mehrgenerationenhaus (MGH) Courage e.V. - Migrationsberatung, Kinder-Eltern-Kontaktstelle (KEKS), Harburg
Projekt “Miteinander trotz Corona - Kinder durch die Pandemie begleiten“ - Sonderpreis des Bündnisses "Niedersachsen packt an"
Das Mehrgenerationenhaus Courage unterstützt seit Jahren Familien durch Beratung und Betreuungsangebote. Selbstverständliche Bausteine zur Integration sind das Sprach-Café für Frauen und die Lernförderung. Kinder und Jugendliche aus Familien mit Migrationshintergrund erhielten gleich zu Beginn der Corona-Pandemie im Familienzentrum zusätzliche Unterstützung beim Homeschooling und wurden mit technischen Hilfsmitteln wie PCs, Tablets etc. ausgestattet.
Neben der Lernunterstützung ist die Förderung von sozialer und interkultureller Kompetenz ein wichtiger Aspekt im Mehrgenerationenhaus. In den Ferien werden deshalb regelmäßig Theaterworkshops, Ferienfreizeiten und Tagesausflüge angeboten. An den Angeboten nehmen Kinder mit Migrationshintergrund, aus bildungsfernen Familien sowie Kinder aus unbelasteten Familien teil. In diesen heterogenen Gruppen bilden die Kinder und Jugendlichen einen wichtigen Teil der Gesellschaft und lernen zudem demokratische Strukturen und Werte kennen.